Sehnsucht nach Patagonien | Michael Schröder

Sehnsucht nach Patagonien | Michael Schröder

Ich musste noch einmal zurück. Nach Patagonien. Es waren die Bilder im Kopf von damals, die mir schon lange keine Ruhe mehr gelassen hatten: Als Student reiste ich 1989 ein halbes Jahr lang auf einer BMW R 80 G/S durch diesen wilden Süden von Chile und Argentinien, 20.000 Kilometer Abenteuer pur. Die Weite und vor allem die Schönheit dieser stürmischen Spitze Südamerikas hatten alle Erwartungen gesprengt, Glück war für mich auf einmal mehr als nur ein Wort, es war fassbar geworden – und ist bis heute untrennbar mit dieser Reise verbunden.

1993 folgte Reise Nummer zwei durch Südamerika, ebenfalls sechs Monate lang und wieder auf einer R 80 G/S, diesmal standen neben Chile und Argentinien auch Peru und Bolivien auf dem Plan. 2001 dann die dritte sechsmonatige Reise von Chile aus kreuz und quer über die Anden bis Ecuador. Für dieses Abenteuer hatte ich zuvor eine von Touratech aufgebaute BMW R 1100 GS Desierto mit mächtigem 41 Liter-Tank und feinen Öhlins-Dämpfern erstanden. Ja, diese GS war groß und schwer. Aber sie absolvierte diese abermals rund 20.000 Kilometer weite Fahrt durch Wüste, Regenwald und über bis zu 4900 Meter hohe Anden-Pässe völlig problemlos. Wohl auch darum parkt sie heute noch in meiner Garage.

Im chilenischen Conguillío-Nationalpark durfte die GS erstmals über Schotter und Sand rollen. Im Hintergrund: der Vulkan Llaima


Doch nun zurück nach Patagonien im Jahr 2023. Diesmal habe ich immerhin drei Monate Zeit, sitze im Sattel einer BMW R 1250 GS, der man auf den ersten Blick allerdings kaum ansieht, dass es sich um ein echtes Adventure-Bike made by Touratech handelt. Neben den klassischen Schutzmaßnamen für Wasserkühler, Lenker, Armaturen oder den Scheinwerfer sowie einem ZEGA Evo Koffersystem verfügt diese GS bereits über die neuste Generation des hauseigenen Plug & Travel EVO Fahrwerks. Ganz schön teuer, keine Frage. Aber nach 16.000 Kilometern, etwa ein Viertel davon über Sand-, Schotter- und Wellblechpisten, war klar: Dieses Fahrwerk spielt in einer eigenen Liga.

Die Highlights dieser Fahrt mit Start und Ziel in der chilenischen Hauptstadt Santiago? Natürlich die Carretera Austral, die tief in den ansonsten unzugänglichen Süden von Chile führt. Oder die legendäre Ruta 40 in Argentinien, der du durch dieses stets stürmische Patagonien folgst, bis du vollkommen windzerzaust vor dem Fitz Roy stehst, dem Berg der Berge in diesem Teil der Welt. Und es geht weiter mit den Wundern, allerdings lässt sich die Schönheit des gewaltigen Perito-Moreno-Gletschers oder die des Torres del Paine-Gebirges nur ansatzweise mit Worten und Bildern beschreiben. Am Ende dann Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt. Das Gefühl, dort vom Motorrad zu steigen und in Richtung Kap Hoorn zu schauen? Ebenfalls kaum in Worte zu fassen.

Zurück nach Santiago. Allerdings nicht direkt, sondern via Buenos Aires und über den 4725 Meter hohen San Francisco Pass im Norden von Argentinien und Chile – noch so eine Trasse, die dich vollkommen sprachlos zurücklässt. Am Ende kamen in 90 Tagen exakt 15.805 Kilometer zusammen. Pannen? Ein Plattfuß, das war‘s auch schon. Das Heimweh nach Patagonien – es ist allerdings schon wieder da.

Zur Person

Michael Schröder, Jahrgang 1962, ist Redakteur der Zeitschrift Motor Klassik aus dem Stuttgarter Motor Presse Verlag. Zuvor war er von 1995 bis 2007 Redakteur der Zeitschrift MOTORRAD. Ende 2023 erschien ein Buch über die aktuelle Reise, dessen Titel: Sehnsucht nach Patagonien (ISBN 978-3613045941).

Weitere Bilder der aktuellen Reise finden sich auf Instagram unter @back_to_patagonia.



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