Das Touratech Travel Event hat sich über mehr als zwei Jahrzehnte zu einem der wichtigsten internationalen Treffen der Motorradreiseszene entwickelt. Mit immer neuen Superlativen hat die Veranstaltung Maßstäbe gesetzt. Vom 30. Mai bis 1. Juni 2025 feierte Touratech mit Gästen aus aller Welt die 20. Austragung. Tauchen wir ein in die Geschichte dieser einzigartigen Veranstaltung und werfen einen Blick hinter die Kulissen.

Ted Simon, Hubert Auriol, Nick Sanders, Simon & Lisa Thomas, Michael Martin, Joe Pichler, Charley Boorman, Dirk Schäfer – die Liste der Prominenten aus der Motorrad- und Reiseszene, die dem Touratech Travel Event in den letzten beiden Jahrzehnten ihre Aufwartung machten, ließe sich beinahe nach Belieben erweitern. Es sind diese großen Namen, die den internationalen Stellenwert der Veranstaltung für die Community unterstreichen. Doch seinen Spirit verdankt das Travel Event nicht den Prominenten, es ist die unglaubliche Vielfalt unterschiedlichster Erfahrungen, Ideen und Persönlichkeiten der Motorradreisenden aus aller Welt, die ihre jeweils ganz eigenen Geschichten, Träume und Ideen mitbringen, die das Event zu dem machen, was es ist: Ein Ort voller positiver Energie. Einer Energie, der sich niemand entziehen kann, der nur im Entferntesten etwas mit dem Thema Motorrad zu tun hat. Und diese Energie treibt den Austausch unter den Besuchern an, lässt neue Projekte entstehen, motiviert dazu, lang gefasste Vorsätze endlich zu verwirklichen.
Jedes Jahr, wenn das Touratech Travel Event in Niedereschach seine Pforten für drei Tage im Zeichen von Freiheit, Entdeckungslust und Abenteuer öffnet, richtet sich der Fokus der globalen Adventure-Szene auf den kleinen Ort im Vorland des Schwarzwalds. Motorräder, denen man ansieht, dass sie schon so manchen Kilometer in entlegenen Weltgegenden abgespult haben, rollen durch die engen Straßen, frisch polierte Bikes, die direkt bei der Rally Dakar an den Start gehen könnten, mischen sich darunter, und dann sind da noch Unmengen ganz gewöhnlicher Maschinen. Und die Besitzer all dieser Motorräder haben ein gemeinsames Ziel: Das riesige Festivalgelände rund um das Touratech Headquarters.

Eine bunte Welt voller Erlebnisse
Gefeiert wird aber nicht nur auf dem Firmengelände, auch die Straße vor dem Areal, die eigens für das Event gesperrt wird, ist Teil des Geschehens. Auf dieser rund 300 Meter langen Ausstellermeile haben die Touratech Partner ihre Stände, allen voran die großen Motorradhersteller, die alljährlich mit ihren imposanten Show Trucks anreisen und ihre neuesten Adventure Bikes für Probefahrten anbieten.

Auf dem gesamten Gelände finden Besucherinnen und Besucher die verschiedensten Erlebnisangebote. Trial-Akrobaten begeistern mit tollkühnen Manövern, Schnäppchen gibt es im Zweite-Wahl-Verkauf, Werksführungen erlauben einen Blick hinter die Kulissen, das eigene Fahrkönnen lässt sich bei einem Enduro-Schnupper-Training aufpolieren, zusätzlichen Input liefern Workshops. Und natürlich lädt die herrliche Umgebung von Niedereschach zu ausgedehnten Touren mit Gleichgesinnten ein.
Herzstück des Travel Events ist jedoch der »Magic Sky«, das riesige Polygon-Zelt, das zum architektonischen Markenzeichen wurde. Hier befindet sich die Hauptbühne, auf der Produktpräsentationen stattfinden, international renommierte Referenten von ihren Motorradreisen berichten und abends die Bands aufspielen, davor ist Platz für rund 3.000 Personen. »Unter dem Zeltdach sind neue Freundschaften entstanden und alte Gefährten haben sich wiedergetroffen, Leute haben sich vor Starkregen oder Sonne geschützt, sich bei Reisevorträgen amüsiert oder auch mal eine Träne vergossen, sie haben sich dort verabredet, zu Liveacts gesungen und getanzt und natürlich Reisepläne geschmiedet«, beschreibt Philipp Blum, Touratech Head of Marketing und verantwortlich für das Touratech Travel Event, den Stellenwert des Polygon-Zelts.
Die Anfänge des Travel Events
Seit 2016 ist der Magic Sky integraler Bestandteil des Touratech Travel Event, er kam bereits am alten Standort des Events schräg gegenüber von der heutigen Firmenzentrale zum Einsatz. Genau dort fand im Jahr 2003 das erste Travel Event auf deutschem Boden statt. Auf deutschem Boden? Verfolgt man die Geschichte der Veranstaltung bis zu ihren frühesten Anfängen zurück, landet man in Frankreich. Genauer gesagt im sonnigen Süden unseres Nachbarlandes, in Orange, feierte das Touratech Travel Event im Jahr 2001 seine Premiere.

Doch wie kam es dazu? Ein Jahr zuvor besuchte Yvon Bodelot, zur damaligen Zeit Touratech Importeur und bis heute wichtiger Händler der Marke in Frankreich, ein kleines aber feines Festival. Als begeisterter BMW-Fahrer und Touratech Repräsentant war Yvon auf das »BMW-GS-Geburtstagstreffen« aufmerksam geworden. Und siehe da, neben zahlreichen Fans des Enduroboxers waren auch prominente GS-Tuner wie Klaus Pepperl und Alfred Halbfeld von HPN oder Thomas Eckardt von Witec anwesend. Die Weltreisenden Susan und Grant Johnson gaben sich ebenso die Ehre wie Fernreiselegende Helge Pedersen oder Rallyefahrerin Andrea Mayer. Für Yvon war klar: So ein Festival passt perfekt zur Marke Touratech.
Mit den Inspirationen im Gepäck reist Yvon zurück nach Hause. Im Jahr 2001 ist es dann soweit: Das erste Touratech Travel Event geht über die Bühne. Die Stadtverwaltung von Orange stellt kosten los den Parc Expo zur Verfügung, Yvon, seine Tochter und deren Freund übernehmen die Organisation. Viele Elemente, die man von aktuellen Travel Events kennt, sind damals schon angelegt. Dazu zählen Ausfahrten, Talks und Workshops. Fast alle der noch recht überschaubaren 350 Reisebegeisterten übernachten auf dem Gelände. Vieles ist noch improvisiert, doch die durchweg positive Resonanz auf die Premiere in Orange macht klar, »dass dies der Beginn von etwas Großartigem ist«, wie sich Yvon nicht ohne Stolz erinnert. Bereits im folgenden Jahr findet das zweite Touratech Travel Event statt. Wieder in Frankreich, diesmal in Chateau Arnoux. Die Besucherzahl hat sich versiebenfacht, rund 2.000 Adventure Rider feiern ein unvergessliches Fest.

Kontinuierliche Entwicklung zum globalen Spektakel
Spätestens jetzt ist klar, dass das Travel Event dort stattfinden sollte, wo Touratech zu Hause ist: In Niedereschach. Im Jahr 2003 lädt Touratech die Community zum großen Get-together auf dem Hof vor den markanten sechseckigen Gebäuden „Auf dem Zimmermann“, wo sich damals Verwaltung und Fertigung befinden. Die Besucherzahl übersteigt die Erwartungen bei weitem, und es wird klar, dass der Platz für künftige Austragungen nicht reichen wird. Mit Unterstützung hilfsbereiter Firmen in der Nachbarschaft kann das Festivalgelände in den kommenden Jahren kontinuierlich erweitert werden. Und Platz wird nicht nur für die immer zahlreicheren Besucher benötigt. Auch das Finale des GS Trophy Qualifiers wird im Jahr 2009 geworden. Die Vielseitigkeit des Angebots, die Qualität der Vorträge und die Internationalität der Gäste haben immer wieder Maßstäbe gesetzt.


Einige Experten und Promis auf dem Travel Event: Joe Pichler Reisender und Referent, Dirk Schäfer Reisender und Referent, Nick Sanders Multi-Weltumrunder, Ted Simon Fernreiselegende

Doch was für die motorradbegeisterten Besucherinnen und Besucher ein geselliges Wochenende voller Inspiration und Leichtigkeit ist, erfordert im Vorfeld und während der Durchführung jede Menge harte Arbeit.
Professionelles Teamwork im Hintergrund
Unter Leitung von Philipp Blum arbeitet ein in Spitzenzeiten bis zu 15 Personen starkes Team akribisch an der Vorbereitung des Travel Events. Auf eine sechsmonatige Planungs- folgt eine dreiwöchige Aufbauphase. Trotz der nunmehr zwanzigjährigen Routine ist es nicht so, dass immer alles glatt läuft. Es gibt bei dieser hochkomplexen Veranstaltung zu viele Faktoren, die das Orga-Team nicht beeinflussen kann. Für die Veranstaltungsprofis geht es darum, das Unvorhersehbare zu beherrschen und den Besucherinnen und Besuchern trotzdem ein genussvolles und sicheres Event zu bescheren. Eines der kleineren Probleme, die bewältigt werden mussten, war, dass 2023 um ein Haar das Bier ausgegangen wäre. »Wir haben soviel Bier verkauft, dass unsere Vorräte Samstagnacht zur Neige gingen«, erinnert sich Philipp. »Es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der uns mitten in der Nacht die Tore zur Brauerei aufschließt. Doch der Nachschub kam noch ‚just in time‘«.
Dramatischer war da ein weiteres nächtliches Vorkommnis: »2017 gab es einen Abwasserrohrbruch an den mobilen Toilettenwägen«, erinnert sich Philipp mit einem Schaudern. »Die standen dummerweise auf einer Erhöhung unweit vom Infield, wo zu diesem Zeitpunkt etwa 2.500 Besucherinnen und Besucher bei einem Filmvortrag saßen. Um ein Haar wäre alles übergelaufen und hätte sich in Richtung der Menge bewegt. Gegen 23.00 Uhr konnten wir das Problem mithilfe eines sehr kooperativen Dienstleisters in aller letzter Minute in den Griff bekommen. Die Zuschauer haben von alldem nichts mitbekommen.«

Einige Experten und Promis auf dem Travel Event: Dylan Wickrama Reisender und Referent Michael Martin Reisender, Fotograf, Autor Charley Boorman Weltreisender, Schauspieler Hubert Auriol Rallye-Legende

Die Fähigkeit zum effektiven Krisenmanagement musste das Orga-Team im Jahr 2018 unter Beweis stellen. Während des Reisevortrags von Joe Pichler zog innerhalb kürzester Zeit ein gewaltiges Unwetter auf. Ein Blitz schlug sogar in die Bühne ein. »Wir standen vor der Herausforderung, kurzfristig über 2.000 Gäste evakuieren und in Sicherheit bringen zu müssen«, so Philipp. »Wir räumten den Shop und schafften so eine Zufluchtsmöglichkeit. Es waren zwar alle klitschnass – aber in Sicherheit! Joe Pichler konnte seinen Vortrag sogar im Shop zu Ende bringen. Ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke, wie gut das Krisenmanagement innerhalb des Orga-Teams funktionierte«, sagt Blum.
Vivien Benz ergänzt: »Der für mich persönlich bedeutendste Moment im Ablauf eines jeden Travel Events ist, wenn am Samstagabend der Headliner auf der Bühne steht, die ersten imposanten Bilder auf der Leinwand erscheinen und die ersten Worte gesprochen werden. Dann fällt sich das ganze Team in die Arme und wir beglückwünschen uns zu einem weiteren tollen Event. In diesem besonderen Augenblick fällt ein Großteil der Anspannung der arbeitsintensiven Wochen und Monate von uns ab.« Vivien ist Marketing-Managerin und seit 2019 Teil der Travel Event Task Force und mittlerweile federführend in der Event-Organisation tätig.

Rückkoppelung an die Wurzeln
Von der improvisierten Zusammenkunft einiger Reiseenthusiasten zum Trendsetter im globalen Maßstab – das Touratech Travel Event hat sich über 20 Austragungen immer weiterentwickelt. Geblieben ist die Verwurzelung in der Community als Treffen von Motorradreisenden für Motorradreisende. »Das Travel Event ist und bleibt trotz aller Professionalisierung der Ort, an dem die weltumspannende Gemeinschaft der Motorradreisenden in familiärer Atmosphäre zusammenkommt und drei Tage lang die Freude am Unterwegssein zelebriert«, verspricht Philipp Blum.
