TECHNIK | HARLEY-UMBAU PAN X – Roots Rocker

TECHNIK | HARLEY-UMBAU PAN X – Roots Rocker

In enger Kooperation mit Touratech hat Moto Crew die Pan X auf die Räder gestellt – einen puristischen Flat Tracker auf Basis der Pan Amerika, der der hierzulande fast vergessenen Offroad-Tradition von Harley-Davidson nachspürt.

Die Pan America war sicher das aufsehenerregendste Modell, das Harley-Davidson in den letzten Jahrzehnten auf die Räder stellte. Für viele Beobachter völlig unerwartet brach die Motor Company aus ihrem angestammten Revier aus und verließ den vertrau­ten Asphalt in Richtung Gravel Roads. Geht man ein Stück weit zurück in der 120-jährigen Geschichte der Motorradmarke aus Milwaukee, stellt man allerdings schnell fest, dass das Adventure Bike so sehr gar nicht aus dem Rahmen fällt.

Auf der Suche nach den Wurzeln der PanAm

Zwei Traditionslinien finden in der Pan America wieder zusam­men. Da ist zum einen das reiche Erbe an abenteuerlichen Reisen, die auf Maschinen aus Milwaukee absolviert wurden. Man denke an die spektakuläre Weltumrundung der beiden Ungarn Zoltan Sulkowsky und Gyula Bartha im Jahr 1928, die vielbeachteten Transcontinental Rides der Zwischenkriegszeit oder aber die ausgedehnten Touren, die die Afroamerikanerin Bessie String­field in den 1930er und 1940er Jahren quer durch die Vereinigten Staaten und sogar durch Europa führten.

Die zweite Traditionslinie, die in der aktuellen Pan America mündet, ist der Offroadsport. Selbst der später weltberühmte Endurosportler und erste US-Importeur für KTM-Motorräder, John Penton, war am Anfang seiner Karriere auf Milwaukee Irons im Gelände unterwegs. Doch die eigentliche Domäne von Har­ley-Davidson ist das Flat Track Racing, der wohl amerikanischste Offroadsport überhaupt. Von den 1930er Jahren bis in die jüngste Vergangenheit dominierte Harley den Flat-Track-Zirkus, in dem amerikanische Heldengeschichten geschrieben wurden und werden.

Das Ziel: Ein rennfertiger Flat Track Racer

Und genau an diesem Punkt setzt das Projekt von Touratech und Moto Crew an. Mit einem handwerklichen Build wollen die Custo­mizer die Wurzeln der Pan America freilegen und die Faszination des Flat Track Racing in einem einzigartigen Fahrzeug erlebbar machen. Dabei ging es den Machern keineswegs darum, ein Monument zu erschaffen, vielmehr wollten sie die Pan America dorthin zurückzubringen, wo der Spirit des Flat Track seinen Ursprung hat: Im Dirt Oval. Ein voll rennfähiges Fahrzeug, das komplett dem Flat-Track-Reglement entspricht, war also das Ziel.

Für dieses ambitionierte Projekt hat Chris Scholtka, Master­mind von Moto Crew, einige Freunde eingeladen, ihre Sicht auf die Dinge in das Projekt einzubringen. Als Ausgangspunkt der gemeinsamen Spurensuche dient eine aktuelle Pan America, die schon in der Touratech Entwicklungswerkstatt und als Versuchs­träger für zahlreiche Produkte Dienst getan hat.


Die Seitenteile des Serientanks dienen als Cover eines leichten, selbstgefertigten Neun-Liter Behälters.

Full throttle: Neues Mapping und ein Custom-Auspuff

Das Kraftzentrum für den Build liefert der Evolution-Max-Motor. Doch es ist nicht der Plan, den V-Twin in der Serienkonfigura­tion zu belassen. Die Tuner von Don Performance haben sich darangesetzt, ein spezielles Motormapping zu kreieren, das dem Zweizylinder zusätzliche Power verschafft. Die Programmierung ist perfekt auf die 3D-gedruckte Airbox, die ihre Luft durch einen durchsatzstarken K&N-Filter zieht, und die eigens angefertigte Abgasanlage abgestimmt. Und in diesen Auspuff steckte Chris ganz besonders viel Mühe. Aus 82 feinsäuberlich zugeschnitte­nen Teilen schweißte er die Krümmer zusammen, die in einen Schalldämpfer im Motocross-Stil münden. 9,9 PS mehr Leistung und 12 Newtonmeter mehr Drehmoment als in der Serie drückt der V-Twin in der neuen Abstimmung auf die Rolle.


Die selbstgefertigte Abgasanlage


K&N-Filter auf 3D-Print-Airbox

Vorderradorientierte Sitzposition

Außer dem Motor, dem Hauptrahmen, der Schwinge und der Gabelbrücke ließen die Tüftler nur wenig von der Pan Am übrig. So wich der Heckrahmen einem knackig kurzen Eigenbau, der die Sitzgeometrie grundlegend ändert. Der Abstand zwischen dem Lenker aus dem Sortiment des Offroadspezialisten Renthal und dem Tank schrumpft drastisch, so dass der Fahrer ordentlich Gewicht aufs Vorderrad bekommt. À Propos Gewicht: Der Build hat gegenüber einer Pan America, wie sie im Laden steht, um fast 60 Kilogramm abgespeckt. Unterstützt wird der Fahrer in seiner vorderradorientierten Sitzposition durch das spartanische Sitz­möbel, das Polsterwerk aus Berlin beisteuert.


Räder von Haan Wheels

Bodywork in aufwendiger Handarbeit

Viel zu schwer für einen Flat Tracker war der serienmäßige Tank der PanAm. Chris fertigte einen handlichen Behälter aus Aluminium und verwendete die beiden ursprünglichen Tank­flanken als Verkleidung für das Neun-Liter-Reservoir. Das übrige Bodywork besteht aus einem Startnummernhalter, dem hinteren Kotflügel einer Husqvarna FC450 sowie einem Paar gelber Plexiglas-Seitendeckel. Nettes Detail: Das transparente Material gibt den Blick auf den Ausgleichsbehälter des Touratech Suspension Federbeins frei.

Highend-Federelemente für maximale Traktion

Die Fahrwerksspezialisten haben ein extrakurzes Federbein in Trennkolbenbauweise aufgebaut, das eine hydraulische Fe­dervorspannung, eine Feder mit progressiver Kennlinie sowie Einstellmöglichkeiten für die Zug- und Druckstufendämpfung besitzt.

Die Seriengabel wurde radikal um 50 Millimeter gekürzt, im Inneren arbeitet jetzt eine abgeänderte Serien-Cartridge mit umfangreichen Einstellmöglichkeiten und progressiven Federn. Für maximale Haftung im Oval ist das Setup der Federelemente kompromisslos auf Traktion ausgelegt.

Vorne wie hinten rollt die Pan X auf Flat-Track-typischen 19-Zoll-Rädern mit Excel-Felgen von Haan Wheels, die mit spezi­ellen Bahnreifen vom Typ SR268 aus dem Hause Shinko besohlt sind.

Mini-Screen mit maximaler Funktionalität

Für das Cockpit haben Motogadget aus Berlin eigens ein Mo­toscope Pro adaptiert, das als erstes seiner Art mit der Har­ley-Software kommunizieren kann. Das bedeutet, dass alle elektronischen Funktionen einschließlich der Fahrmodi auch im Flat-Track-Umbau zur Verfügung stehen.

Optisch abgerundet wird der Build durch die kongeniale Lackierung von Pablo Custom Painting in Gelsenkirchen, die der Pan X durch den in mehreren Schichten aufgetragenen Lack ein unverwechselbares Finish verleiht.

Bereits bei der ersten Präsentation des fertigen Builds sorgte die Pan X für große Begeisterung beim Publikum. Doch eine Rechnung ist noch offen. Touratech und Moto Crew hatten sich vorgenommen, eine rennfähige Maschine aufzubauen. Dass sich die Pan X auch im Dirt Oval sehen lassen kann, wird Chris in der kommenden Saison unter Beweis stellen, wenn er mit dem Build bei einigen Läufen der Krowdrace Serie antreten wird.

Mehr zu Moto Crew auf Instagram unter @motocrew.caferacer

Infos zu den Custom-Federelementen unter www.touratech.de/touratech-suspension



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